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Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Schnarrenberger GmbH mit dem Präzisionsschliff und mit CBN-Diamant-Schleifkörper. Seit 2005 stellt man diese Schleifkörper selbst her. Für diesen Beitrag sprachen wir über Präzisionsschleifscheiben mit der Geschäftsführerin Pia Schnarrenberger, die das Unternehmen in dritter Generation leitet . – INTERVIEW
P.SCH. – Mein Vater war Handelsvertreter für Schleifscheiben, ich war damals noch nicht in der Firma. Unser damaliger Handelspartner schied durch Insolvenz aus und wir mussten uns eine neue Partnerschaft suchen. Dabei entschloss sich mein Vater, gemeinsam mit einem neuen Partner die Produktion von CBN-Diamant-Schleifscheiben vor Ort selbst vorzunehmen. Gemeinsam baute man dann die Produktion dieser Schleifkörper an unserem Standort in Vöhringen an der Iller auf.
P.SCH. – Die Kunden haben einen Bedarf, der sich hauptsächlich auf die zu schleifenden Materialien bezieht. Die suchen dann nach Schleifmitteln, die wirtschaftlich sind und die zum Produkt passen. Der Schleifprozess ist ja sehr speziell. Bei ihm bilden die Schleifmaschine, das zu schleifende Material und der verwendete Kühlschmierstoff eine immer neue Zusammensetzung. So muss auch das Schleifmittel zu diesem Prozess passen.
P.SCH. – Überall, wo harte Werkstoffe verarbeitet werden, benötigt man CBN-Diamantschleifkörper. Also in der Automobilbranche, wo Nockenwellen oder Kurbelwellen produziert werden. Aber auch im Werkzeug- und Formenbau benötigt man diese Schleifscheiben.
Definition CBN oder Diamant – CBN bedeutet "kubisches Bornitrid" (CubicBoron Nitride). Bor- und Stickstoffatome bilden dabei eine kubische Atomstruktur. Es ist nach Diamant das zweithärteste bekannte Material, lässt aber eine größere Anzahl von Kornformen zu. Mögliche Kristallformen des CBN sind Oktaeder-, Tetraeder- oder Würfelformen. Wird CBN-Korn mit Diamant-Korn gemischt um daraus Schleifscheiben zu erzeugen, entsteht die BoDi-Schleifscheibe von Schnarrenberger.
Pia Schnarrenberger stieg 2007 ins Familienunternehmen ein und führt die Schnarrenberger GmbH in dritter Generation. Foto: Schnarrenberger
P.SCH. – “BoDi” bedeutet, wir verwenden für die Schleifscheibe eine Mischsung aus Bornitrid und Diamant. Die Herausforderung dabei ist, dass die CBN-Bindung bei einer anderen Temperatur im Ofen gebrannt wird als die Diamant-Bindung. Wenn man beide Materialien in einer Scheibe hat, benötigt man eine eigene Bindung, damit diese Verbindung funktioniert. Beide Kornsorten werden in einer keramischen Scheibe gebunden.
Der Blick in den Brennofen verrät, hier werden unterschiedliche Komponenten zu einer keramischen Schleifscheibe fürs Präzisionsschleifen hergestellt. Foto: Schnarrenberger
P.SCH. – Der Vorteil zeigt sich bei der Vielfalt der Porosität. Das heißt, wir können variieren zwischen einer offenen bis zu einer dichten Struktur. So kann im Optimalfall ein druckloser, kühler Schliff entstehen.
Merkmale von CBN sind: hohe thermische Leitfähigkeit, niedriger Reibungskoeffizient, chemische Elemente sind Bor (B) und Stickstoff (N), Gewichtseinheit ist Karat, das spezifische Gewicht beträgt 3,48 g/m3, Temperaturstabilität > 1000 Grad Celsius, chemisch beständig, synthetisch hergestellt
P.SCH. – Es gibt vier Gründe fürs Abrichten. Erstens, damit die Scheibe rund läuft. Zweitens, wenn die Schleifscheibe durch Materialabtrag verschmutzt ist. Drittens, wenn sie die Kontur nicht mehr hat und viertens der Schleifprozess zwar läuft, man aber nicht mehr die gewünschte Oberfläche erreicht. In diesen Fällen muss man die Scheiben abrichten.
Man braucht uns, wenn Probleme beim Schleifprozess auftreten. Wir entwickeln dann gemeinsam mit dem Kunden die optimale Oberflächenbearbeitung, damit der Kunde Zeitersparnis oder einen geldlichen Vorteil hat.
GF Pia Schnarrenberger
P.SCH. – Wir haben beispielsweise einen Kunden im Lebensmittelbereich. Dieser bearbeitet Werkstücke, bei denen eine keramische Hülse in einen Stahlkörper eingeklebt ist. Die Keramik und der Stahlbund müssen gemeinsam geschliffen werden.
Immer problematisch ist es, wenn ein zweites Material zum Schleifprozess hinzukommt. Für solche Fälle haben wir unsere BoDi-Schleifscheibe entwickelt. CBN-Korn nimmt man fürs Stahlschleifen, das Diamant-Korn fürs Keramikschleifen. Wenn man jetzt beide Materialien auf einer Scheibe hat, erhält man dadurch einen großen Vorteil für den Schleifprozess.
Die Mischung macht die Musik. Diese ist eines der Geheimnisse bei der Herstellung von Schleifmitteln. Foto: Schnarrenberger
Keramikbindung – Durch die Struktur können hohe Zustellwerte erreicht werden, weist geringe Schleifkräfte auf, griffig, kann gut abgerichtet und profiliert werden, nur Nassschliff.
P.SCH. – Ein anderer Kunde schleift Innengewinde im Rundschleifverfahren. Hier kommen unsere Innenschleifkörper zum Einsatz. Es stellte sich heraus, dass unsere CBN-Schleifkörper gegenüber Korund-Schleifkörpern einen großen Vorteil in der Standzeit, den Abrichtzyklen und der Schleifzeit erbrachten.
Vor allem pulverbeschichtete und hochlegierte Werkzeugstähle lassen sich mit konventionellen Schleifmitteln nicht mehr wirtschaftlich schleifen. Dafür benötigt man Schleifscheiben aus Materialien, die exzellente Abtragungsraten vorweisen. CBN und Diamant sind solche Materialien, sodass CBN-Diamant-Schleifkörper vorwiegend in der Automobilzuliefererindustrie zur Anwendung kommen.
Innenrundschleifkörper erfordern höchste Präzision vom Hersteller solcher Schleifkörper. Man bewegt sich dabei im Millimeterbereich. Foto: Schnarrenberger
P.SCH. – Der Kunde profitiert am meisten von uns, wenn wir als Hersteller von Beginn an beim Schleifprozess mitwirken können und somit unsere Erfahrungen am Schleifprozess einbringen.
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